Der Blick auf die lange Geschichte der Erschliessung des Mattertals zeigt, dass dies eine komplexe Aufgabe war. Die Landschaft, die uns heute so lockt und spektakulär erscheint, war früher für viele Reisenden furchterregend. Der anstrengende Weg durch das Mattertal führte durch tiefe Schluchten und über anspruchsvolle Passagen.
Zaghafter Tourismus und furchteinflössende Saumwege
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts führten durch das Mattertal bloss mühsam begehbare Saumwege. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Hochtales lange als Selbstversorger organisierten. Besuchende verirrten sich nur wenige hierher.
Der Fremdenverkehr am Fusse des Matterhorns begann wegen des beschwerlichen Weges nur zögerlich. 1849 steht im Reisebericht einer englischen Gruppe: «Es gab hier tatsächlich einen Saumweg, aber dieser war an vielen Stellen weggeschwemmt worden und bot keinen sicheren Halt, so dass es eine ziemlich furchteinflössende Angelegenheit war über solche Orte an den steilen Berghängen zu reiten.» Nach der Erstbesteigung des Matterhorns 1865 erfreute sich die ganze Region zunehmender Bekanntheit, was aber an der schwierigen Erreichbarkeit erstmal noch nichts änderte.
Die Wende kommt mit der Bahn
Erst mit der Inbetriebnahme der Visp-Zermatt-Bahn im Jahr 1891 kam für Einheimische und Reisende die entscheidende Wende. Die 44 Kilometer lange Strecke von Visp nach Zermatt wurde nach drei Jahren Bauzeit eröffnet. Zunächst war diese nur von Juni bis September in Betrieb. Dank der Bahn konnte das Mattertal endlich ohne Mühen durchquert werden. Immer mehr Touristinnen und Touristen fanden den Weg nach Zermatt. Die Bahn brachte sie nicht nur bis ins Dorf. Dank der Gornergrat Bahn wurde die Bergwelt noch weiter erschlossen. 1898 erreichte der erste Zug die damalige Bergstation auf 3‘018 Meter über Meer.
1929 wurden die alten Dampflokomotiven der Visp-Zermatt-Bahn durch Elektrofahrzeuge ersetzt, was die Fahrt durch das Mattertal angenehmer gestaltete. Der Ganzjahresbetrieb der Bahn dauerte noch etwas länger – dank Lawinenschutzbauten war dieser ab 1933 möglich.
Der Strassenbau kam langsam voran
Ab 1937 war das Mattertal zusätzlich per Auto erreichbar. In diesem Jahr wurde die Strasse nach St. Niklaus eröffnet. Bis nach Täsch gelangten die Strassenbauer erst 1971. Die Bahn ist darum traditionell ein wichtiges Verkehrsmittel im Mattertal.
Naturgefahren bleiben ein Thema
Die Strecke zwischen Täsch und Zermatt ist trotz der Erschliessung durch Strasse und Bahn aufgrund ihrer exponierten Lage bis heute Naturgefahren ausgesetzt. So war beispielweise das hundertjährige Jubiläumsjahr der Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) 1991 von Felsstürzen, Überschwemmungen und Erdrutschen geprägt. Die Bahnstrecke war in diesem Jahr regelmässig unterbrochen.
Der neue Mattertal Tunnel wird nun dafür sorgen, dass die Strecke zwischen Täsch und Zermatt das ganze Jahr über sicher befahrbar ist. Ein wichtiges neues Kapitel in der Geschichte der mühsamen verkehrstechnischen Erschliessung des Mattertals.